Archiv der Kategorie: Allgemein

Gitti’s Gartentipp August 2023

Mit diesem Gartentipp wird der Gartentipp vom Juli fortgesetzt.

Auch wenn die gängigen Samenmischungen wie etwa „Felgers Bienensommer“ eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung haben, weil sie eben in einem Jahr eine geballte Wucht an Blüten hervorbringen und üppige Vegetation zeigen. Sie haben eine sogenannte Türöffner Funktion. Für die Insektenwelt sind sie aber nicht die große Rettung.

Während beim Bienenbegehren für viele die Honigbiene im Fokus stand, die von ihren Herrchen und Frauchen, den Imkern, sowieso optimal versorgt werden, bedürfen die etwa 450 Wildbienenarten unsere geballte Unterstützung. Und dabei sind die zahlreichen Schmetterlinge, Fliegen und anderen Insekten noch gar nicht mitgerechnet.

Heimische Insekten brauchen heimische Pflanzen. Wie zum Beispiel das Weidenröschen (Epilobium angustifolium). Eine Blattschneiderbiene schneidet aus den Blättern Teile aus, klemmt sie sich zwischen die Hinterbeine und polstert zum Schutz gegen Schadorganismen eine Erdröhre, die von einem anderen Insekt aus dem Vorjahr zurückgelassen wurde, aus. Darin legt sie ihre Eier dann ab.

Es ist also nicht zielführend jedes Jahr den Boden zu fräsen und den Blühstreifen neu anzulegen. Eine Dauerblühfläche oder auch naturnahe Blumenwiesen erfordern Geduld. Bei der Neuanlage gilt es zum Beispiel zu beachten, ob die Fläche bisher landwirtschaftlich genutzt wurde. Diese Flächen wurden mit Herbiziden (Unkrautvernichtungsmittel) behandelt. Der nicht gewollte Bewuchs stirbt ab, aber die Samen verbleiben im Boden. Sie keimen dann und überwachsen die neugesäten Blumen und Kräuter.

Deshalb müssen diese Flächen zeitig gemäht werden, sogenannte Schröpfschnitte. Das kann aber auch bedeuten, dass im ersten Jahr nur sehr wenige der gewollten Pflanzen blühen, was in der Bevölkerung zu einem enttäuschenden Ergebnis führt. Übrigens ist das Mähen von Blühstreifen und Blumenwiesen sehr wichtig. Besonders auf fetten Böden ist eine Maht Mitte Juni-August und vor dem Frost nötig, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Dazu möchte ich noch sagen bzw. schreiben: Für viele Blühstreifen wird vor der Ansaat der Boden abgemagert, indem man die obere Grasnarbe abschält und dann mit kiesigem Material oder Sand auffüllt. Ich denke, dass man diese Praktik bei kleinen oder in sich abgeschlossenen Flächen (z.B. Verkehrsinseln, Kreisel) gut ausführen kann. Für große Flächen oder Streuobstwiesen kann es nicht zielführend sein. Man muss dann unbedingt auf die für den vorhandenen Boden geeigneten Samenmischungen zurückgreifen. Eine Anfrage bei speziellen Anbietern von autochthonem Saatgut (ohne Werbung zu machen: Rieger-Hofmann, Krimmer, Syringa, WeiSa, Hofberggarten) ist sicher hilfreich. Sparen beim Saatgut kann zu unbefriedigendem Ergebnis führen.            

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Juli 2023

Wo sind die Bienenretter vier Jahre nach dem erfolgreichsten Bürgerbegehren in der Geschichte des Freistaates Bayern? Im Baumarkt standen die bienenfreundlichen Pflänzchen halb verdurstet auf dem zu „Verschenken-Tisch“. Der Hype hat in der breiten Bevölkerung ein wenig den Schwung verloren. Das liegt vielleicht zum Teil an wenig nachhaltigen Samenmischungen für Blühstreifen. Einjährige Mischungen, die jedes Jahr neu angelegt werden müssen, waren anfangs sehr beliebt, weil sie eine unglaubliche Blütenfülle bieten. Aber viele Gartler empfinden sie als umständlich, wenig nachhaltig, oftmals zu exotisch und sogar als kontraproduktiv, weil die dort lebenden Insekten meist Bruthöhlen in den Boden graben (50% machen das) und diese werden bei der Neuanlage im Frühjahr zerstört.

Die Gesetze, die als Folge zum Bürgerbegehren verabschiedet wurden, haben jedoch zu einem Umdenken vor allem in zahlreichen Bauhöfen geführt. Vor allem, weil solche Flächen auf die Dauer weniger Pflegeaufwand bedeuten. Zu diesem Schluss kam ich bei einer Weiterbildung für öffentliches Grün vom Landesverband im Juni in Dingolfing.

Kreisfachberater Andreas Kinateder stellte Möglichkeiten der Begrünung von Flächen im öffentlichen Raum vor. Genauer beschrieben wurde die Anlage von dauerhaften Blühstreifen und Staudenmischpflanzungen.

Man unterscheidet zwischen Blühstreifen innerhalb von Siedlungsgebieten. Dort sind alle Samenmischungen erlaubt. Bei Wildblumenwiesen und -streifen außerhalb von Siedlungsgebieten sind jedoch nur autochthone Samenmischungen per Gesetz erlaubt. Autochthon, hinter dem Begriff, der sich wie ein lungenkranker Hofhund anhört, versteht man Samen, die aus der Region stammen, das heißt sie werden von Pflanzen gewonnen, die vor Ort wachsen. In Deutschland gibt es 22 Ursprungsgebiete. Wir befinden uns in der Unterbayrischen Hügel- und Plattenregion. Autochthon = einheimisch, eingeboren, hier entstanden.

Warum ist das so wichtig? Das zeigt uns das Beispiel der Pechnelke. Verwendet man in unserer Region die Samen einer Pechnelke, die aus dem Badischen stammt, blüht diese 14 Tage eher als eine Pechnelke aus unserer Region. Da ist aber das entsprechende Insekt, das von dieser Pechnelke lebt, noch nicht da (noch nicht ausgeschlüpft oder eingewandert). Ist das Insekt dann vor Ort, ist die badische Pechnelke bereits verblüht und das Insekt findet keine Nahrung. Besonders unglücklich ist die Tatsache, dass die badische Pechnelke sich mit unseren kreuzt. Die Blütezeit verschiebt sich dann weiter nach vorne und das Insekt stirbt aus. Die hier beschriebene Problematik stellt sich noch wesentlich komplizierter dar als in diesem Format beschrieben werden kann.

Aufgrund des komplexen Themas wird es dazu im August Gartentipp eine Fortsetzung geben.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Juni 2023

Wer schleicht so spät durch Garten und Beet, es ist der Gärtner mit Lampe und Schere. Wer ist nicht schon nachts durch den Garten gewandert, mit einer folgenschweren Mission wie weiland der Erlkönig. Folgenschwer, weil sie entweder für die Schnecken oder den Salat den Exitus bedeutet.

Schleiche ich also nachts durch den Garten, oder, ja unternehme ich was. Schneckenkorn möchte ich vermeiden und das Kupferband rund ums Hochbeet hat kaum abschreckende Wirkung. Zu schmal meinte eine Freundin, muss so breit wie die Schnecke lang ist sein. Hmm? Also beschließe ich den Erwerb eines Schneckenzaunes. Nach nur 2 Tage erhalte ich 8 Meter Schneckenzaun und 4 Ecken Aluzink und 25 Zentimeter hoch.

Die verzinkten Bleche sind am oberen Rand im 45 Grad Winkel nach außen umgebogen. Diesen Winkel könnten Schnecken nicht umschleimen, heißt es.

Die Fläche lasse ich vom Familienvorstand, der dem ganzen Experiment eher etwas skeptisch gegenübersteht, fräsen. Unsere Fräse ist echt schwer. Bitte beachten, dass die Bleche einen Meter lang sind. Mein Beet wird also drei Meter lang und einen Meter breit sein. Man kann die Bleche natürlich kürzen, an der Schnittkante ist dann aber die Verzinkung zerstört und man müsste diese dann per Anstrich erneuern. Es gibt auch 50 Zentimeter lange Bleche, aber ein 50 Zentimeter breites Beet erscheint mir zu schmal. Es dürfen später keine Pflanzenteile über die Bleche ragen, da die Schnecken diese als Brücken und unmissverständliche Einladung betrachten könnten.

Also grabe ich um das Beet ein wenig aus, so dass das Blech später etwa 10 Zentimeter aus dem Boden ragen. Dann muss man die Bleche ineinanderschieben. Das hakt ein bisschen, funktioniert aber letztendlich. Außerdem müssen die Bleche auch im Boden dicht aneinander liegen, sonst quetschen sich die Schnecken eventuell seitlich durch. Nur Mut, dass kann Frau auch allein. Wer Schwarzwälderkirschtorten verzieren kann, kann auch Schneckenzäune aufbauen.

Nun steht er schon 1 Woche und den Zucchinis geht es blendend. Ich habe noch eine Lupine und Buschbohnen gepflanzt bzw. gesät.

Und vielleicht pflanze ich noch ein paar Tagetes dazu, um die schleimigen Gesellen so richtig herauszufordern. Bin guter Dinge.

Mein Mann meinte nur, wir müssten Massen von Zucchini essen, damit sich die 100 Euro Unkosten rentieren.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Mai 2023

Was so per WhatsApp auf meinem Handy landet, ist meistens schön, manchmal traurig, ganz oft albern und hin und wieder ein bisschen verzweifelt, wenn im Garten des Senders ein Problem auftaucht.

Vor kurzem erhielt ich ein Bild, darauf das Gerippe zweier Pflanzen, mit der Frage was dem Ilex wohl fehlt. Man hätte sich doch liebevoll um ihn gekümmert, gedüngt, gegossen, was könnte man da noch machen? Kurze Rückfrage meinerseits, ob es sich da um den Buchsersatzilex handelt. Antwort: JA!

Nachdem Zünsler und Buchstriebsterben unseren Gartenlieblingen arg zugesetzt hatten, wurde verzweifelt nach immergrünen, schnittverträglichen Gehölzen gesucht, die den statischen Zustand unserer Hausgärten und Schotterwüsten wiederherstellen könnten. Sehr schnell kam Ilex crenata, die Japanstechpalme ins Spiel. Äußerlich dem Buchs sehr ähnlich, langsam wachsend, absolut winterhart, hohe Standortamplitude (Sonne bis Schatten) dicht verzweigt und damit gut zu Kugeln formbar.

Perfekt, tja bis auf das Kleingedruckte. Diese Art der Stechpalme braucht sauren Boden. Was es in Japan und auch in norddeutschen Landstrichen zur Genüge gibt, können wir hier in Bayern nur mit Hilfe einiger Säcke Rhododendronerde oder Torfbeimischung bieten. Da wir Torf unbedingt vermeiden wollen war diese Alternative aus dem Spiel. Leider versäumten es Verkäufer und Gartenzeitungen intensiv darauf hinzuweisen und so stehen jetzt in einem niederbayrischen, kalkbetonten Garten zwei arme Gerippe, die nur Spezialerde retten kann. Außerdem sollte man sie nur mit speziellem Dünger für Moorbeetpflanzen düngen und niemals, auf keinen Fall mit unserem bayrischen kalkhaltigen Wasser gießen. Absterben vorprogrammiert.

Eine wahre Alternative könnten schwach wachsende Eiben sein. Ich habe im Garten die Sorten „Renkes Kleiner Grüner“ und „Lescow“. Immerhin ist die Eibe heimisch und Allen, die jetzt wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: „Aber die Eibe ist doch giftig“, möchte ich fragen: “Ja und was ist dann der Buchs?“

Weitere Alternativen, die auf entsprechenden Foren empfohlen werden, wie Lonicera pileata sind erst seit der Klimaerwärmung einigermaßen winterhart, jedoch nicht zuverlässig immergrün und aufgrund des etwas sperrigen Wuchses weniger gut in Form zu schneiden. Mit kleinwüchsigen Berberitzen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: Zwei von vier haben leider das zeitliche gesegnet und im Winter sind Berberitzen blattlos.

Cotoneaster microphyllus und Bloombux habe ich noch nicht getestet.

Meine Alternative gegen den Zünsler sind Meisen. Und Amseln und Spatzen und, und, und. In meinem Garten fühlen sich viele Vögel wohl und die haben in den letzten Jahren den Zünsler auf ihre Speisekarte gesetzt. Jetzt muss ich nur noch das Problem mit dem Pilz lösen.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp April 2023

Als ich das gefleckt blättrige Lungenkraut zum ersten Mal sah dachte ich mir: “Ja was denn nun? Bist du rosa oder blaublühend?“ Dabei ist die Pflanze nur höflich und erspart den Insekten einen zeitraubenden Besuch in einer „leeren“ Blüte. Je älter die einzelne Blüte wird, umso mehr wechselt die Farbe von rosa zu blau, das geschieht durch die Veränderung des pH-Wertes in der Blüte. Bei einer alten, blauen Blüte ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie bereits von einer Hummel oder langrüsseligen Wildbiene besucht worden ist. Die Insekten nehmen die blaue Farbe weniger gut wahr und fliegen deshalb nur die „frischen“ rosaroten an. Wir Menschen können uns aber auch noch an den blauen erfreuen. Wirklich sehr zuvorkommend. Wegen der unterschiedlichen Blütenfarben wird es in manchen Gegenden auch Brüderchen und Schwesterchen oder gar Hänsel und Gretel genannt.

Außerdem blüht das Lungenkraut ziemlich lange, je nach Witterung von März bis Mai. Danach schmücken seine grün-weißgefleckten Blätter die halbschattigen Beete. Dort lebt es gerne mit Schneeglöckchen, Märzenbechern, Schlüsselblumen , Primeln, Veilchen, Narzissen und vielen anderen Frühjahrsblühern zusammen. Wird es im Sommer zu heiß, zieht es ein. Durch einen frühzeitigen Rückschnitt könnte es zu einem Neuaustrieb angeregt werden. Ansonsten braucht es keine weiteren Pflegemaßnahmen.

Pulmonaria officinalis – seine lungenflügelähnliche Blattform gab ihm den Gattungsnamen Pulmonaria (lateinisch pulmo = Lunge). Der Artname officinalis weist daraufhin, dass es auch medizinisch genutzt wurde. Laut der mittelalterlichen Signaturenlehre soll es gegen Lungenleiden helfen. Kieselsäure, Saponine, Gerbstoffe und Schleimstoffe wirken hustenreiz- und entzündungshemmend.

Wie das Schneeglöckchen vermehrt sich das Lungenkraut auch mit Hilfe von Ameisen, die den Samen wegen des angehängten Ölkörperchens mitnehmen. Viel besser funktioniert die Vermehrung mit Hilfe des zarten Rhizoms. Langsam, aber sicher verbreitet es sich so unter Bäumen und Sträuchern. Und wenn es im Herbst von den herabfallenden Blättern bedeckt wird, reckt und streckt es sich im Frühjahr und wächst einfach durch das Laub hindurch. Das Laub zersetzt sich langsam unter der Pflanze und bildet so einen Mulm, der dem Lungenkraut ungemein zusagt.

Ist es mit seinem Standort nicht zufrieden, dann kann es Mehltau bekommen. Dann am besten nach der Blüte zurückschneiden und an eine andere Stelle verpflanzen. Dabei kann es auch gleich geteilt und weiterverschenkt werden.

Es gibt auch verschiedene Sorten, die nur rosa, weiß oder hellblau blühen, mit verschiedenen weißen Blattfarben, aber wer will sich schon auf eine Farbe beschränken, wenn er zwei zum gleichen Preis bekommt.

Servus eure
Gitti

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