Gitti’s Gartentipp Juli 2023

Wo sind die Bienenretter vier Jahre nach dem erfolgreichsten Bürgerbegehren in der Geschichte des Freistaates Bayern? Im Baumarkt standen die bienenfreundlichen Pflänzchen halb verdurstet auf dem zu „Verschenken-Tisch“. Der Hype hat in der breiten Bevölkerung ein wenig den Schwung verloren. Das liegt vielleicht zum Teil an wenig nachhaltigen Samenmischungen für Blühstreifen. Einjährige Mischungen, die jedes Jahr neu angelegt werden müssen, waren anfangs sehr beliebt, weil sie eine unglaubliche Blütenfülle bieten. Aber viele Gartler empfinden sie als umständlich, wenig nachhaltig, oftmals zu exotisch und sogar als kontraproduktiv, weil die dort lebenden Insekten meist Bruthöhlen in den Boden graben (50% machen das) und diese werden bei der Neuanlage im Frühjahr zerstört.

Die Gesetze, die als Folge zum Bürgerbegehren verabschiedet wurden, haben jedoch zu einem Umdenken vor allem in zahlreichen Bauhöfen geführt. Vor allem, weil solche Flächen auf die Dauer weniger Pflegeaufwand bedeuten. Zu diesem Schluss kam ich bei einer Weiterbildung für öffentliches Grün vom Landesverband im Juni in Dingolfing.

Kreisfachberater Andreas Kinateder stellte Möglichkeiten der Begrünung von Flächen im öffentlichen Raum vor. Genauer beschrieben wurde die Anlage von dauerhaften Blühstreifen und Staudenmischpflanzungen.

Man unterscheidet zwischen Blühstreifen innerhalb von Siedlungsgebieten. Dort sind alle Samenmischungen erlaubt. Bei Wildblumenwiesen und -streifen außerhalb von Siedlungsgebieten sind jedoch nur autochthone Samenmischungen per Gesetz erlaubt. Autochthon, hinter dem Begriff, der sich wie ein lungenkranker Hofhund anhört, versteht man Samen, die aus der Region stammen, das heißt sie werden von Pflanzen gewonnen, die vor Ort wachsen. In Deutschland gibt es 22 Ursprungsgebiete. Wir befinden uns in der Unterbayrischen Hügel- und Plattenregion. Autochthon = einheimisch, eingeboren, hier entstanden.

Warum ist das so wichtig? Das zeigt uns das Beispiel der Pechnelke. Verwendet man in unserer Region die Samen einer Pechnelke, die aus dem Badischen stammt, blüht diese 14 Tage eher als eine Pechnelke aus unserer Region. Da ist aber das entsprechende Insekt, das von dieser Pechnelke lebt, noch nicht da (noch nicht ausgeschlüpft oder eingewandert). Ist das Insekt dann vor Ort, ist die badische Pechnelke bereits verblüht und das Insekt findet keine Nahrung. Besonders unglücklich ist die Tatsache, dass die badische Pechnelke sich mit unseren kreuzt. Die Blütezeit verschiebt sich dann weiter nach vorne und das Insekt stirbt aus. Die hier beschriebene Problematik stellt sich noch wesentlich komplizierter dar als in diesem Format beschrieben werden kann.

Aufgrund des komplexen Themas wird es dazu im August Gartentipp eine Fortsetzung geben.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Juni 2023

Wer schleicht so spät durch Garten und Beet, es ist der Gärtner mit Lampe und Schere. Wer ist nicht schon nachts durch den Garten gewandert, mit einer folgenschweren Mission wie weiland der Erlkönig. Folgenschwer, weil sie entweder für die Schnecken oder den Salat den Exitus bedeutet.

Schleiche ich also nachts durch den Garten, oder, ja unternehme ich was. Schneckenkorn möchte ich vermeiden und das Kupferband rund ums Hochbeet hat kaum abschreckende Wirkung. Zu schmal meinte eine Freundin, muss so breit wie die Schnecke lang ist sein. Hmm? Also beschließe ich den Erwerb eines Schneckenzaunes. Nach nur 2 Tage erhalte ich 8 Meter Schneckenzaun und 4 Ecken Aluzink und 25 Zentimeter hoch.

Die verzinkten Bleche sind am oberen Rand im 45 Grad Winkel nach außen umgebogen. Diesen Winkel könnten Schnecken nicht umschleimen, heißt es.

Die Fläche lasse ich vom Familienvorstand, der dem ganzen Experiment eher etwas skeptisch gegenübersteht, fräsen. Unsere Fräse ist echt schwer. Bitte beachten, dass die Bleche einen Meter lang sind. Mein Beet wird also drei Meter lang und einen Meter breit sein. Man kann die Bleche natürlich kürzen, an der Schnittkante ist dann aber die Verzinkung zerstört und man müsste diese dann per Anstrich erneuern. Es gibt auch 50 Zentimeter lange Bleche, aber ein 50 Zentimeter breites Beet erscheint mir zu schmal. Es dürfen später keine Pflanzenteile über die Bleche ragen, da die Schnecken diese als Brücken und unmissverständliche Einladung betrachten könnten.

Also grabe ich um das Beet ein wenig aus, so dass das Blech später etwa 10 Zentimeter aus dem Boden ragen. Dann muss man die Bleche ineinanderschieben. Das hakt ein bisschen, funktioniert aber letztendlich. Außerdem müssen die Bleche auch im Boden dicht aneinander liegen, sonst quetschen sich die Schnecken eventuell seitlich durch. Nur Mut, dass kann Frau auch allein. Wer Schwarzwälderkirschtorten verzieren kann, kann auch Schneckenzäune aufbauen.

Nun steht er schon 1 Woche und den Zucchinis geht es blendend. Ich habe noch eine Lupine und Buschbohnen gepflanzt bzw. gesät.

Und vielleicht pflanze ich noch ein paar Tagetes dazu, um die schleimigen Gesellen so richtig herauszufordern. Bin guter Dinge.

Mein Mann meinte nur, wir müssten Massen von Zucchini essen, damit sich die 100 Euro Unkosten rentieren.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Mai 2023

Was so per WhatsApp auf meinem Handy landet, ist meistens schön, manchmal traurig, ganz oft albern und hin und wieder ein bisschen verzweifelt, wenn im Garten des Senders ein Problem auftaucht.

Vor kurzem erhielt ich ein Bild, darauf das Gerippe zweier Pflanzen, mit der Frage was dem Ilex wohl fehlt. Man hätte sich doch liebevoll um ihn gekümmert, gedüngt, gegossen, was könnte man da noch machen? Kurze Rückfrage meinerseits, ob es sich da um den Buchsersatzilex handelt. Antwort: JA!

Nachdem Zünsler und Buchstriebsterben unseren Gartenlieblingen arg zugesetzt hatten, wurde verzweifelt nach immergrünen, schnittverträglichen Gehölzen gesucht, die den statischen Zustand unserer Hausgärten und Schotterwüsten wiederherstellen könnten. Sehr schnell kam Ilex crenata, die Japanstechpalme ins Spiel. Äußerlich dem Buchs sehr ähnlich, langsam wachsend, absolut winterhart, hohe Standortamplitude (Sonne bis Schatten) dicht verzweigt und damit gut zu Kugeln formbar.

Perfekt, tja bis auf das Kleingedruckte. Diese Art der Stechpalme braucht sauren Boden. Was es in Japan und auch in norddeutschen Landstrichen zur Genüge gibt, können wir hier in Bayern nur mit Hilfe einiger Säcke Rhododendronerde oder Torfbeimischung bieten. Da wir Torf unbedingt vermeiden wollen war diese Alternative aus dem Spiel. Leider versäumten es Verkäufer und Gartenzeitungen intensiv darauf hinzuweisen und so stehen jetzt in einem niederbayrischen, kalkbetonten Garten zwei arme Gerippe, die nur Spezialerde retten kann. Außerdem sollte man sie nur mit speziellem Dünger für Moorbeetpflanzen düngen und niemals, auf keinen Fall mit unserem bayrischen kalkhaltigen Wasser gießen. Absterben vorprogrammiert.

Eine wahre Alternative könnten schwach wachsende Eiben sein. Ich habe im Garten die Sorten „Renkes Kleiner Grüner“ und „Lescow“. Immerhin ist die Eibe heimisch und Allen, die jetzt wieder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: „Aber die Eibe ist doch giftig“, möchte ich fragen: “Ja und was ist dann der Buchs?“

Weitere Alternativen, die auf entsprechenden Foren empfohlen werden, wie Lonicera pileata sind erst seit der Klimaerwärmung einigermaßen winterhart, jedoch nicht zuverlässig immergrün und aufgrund des etwas sperrigen Wuchses weniger gut in Form zu schneiden. Mit kleinwüchsigen Berberitzen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht: Zwei von vier haben leider das zeitliche gesegnet und im Winter sind Berberitzen blattlos.

Cotoneaster microphyllus und Bloombux habe ich noch nicht getestet.

Meine Alternative gegen den Zünsler sind Meisen. Und Amseln und Spatzen und, und, und. In meinem Garten fühlen sich viele Vögel wohl und die haben in den letzten Jahren den Zünsler auf ihre Speisekarte gesetzt. Jetzt muss ich nur noch das Problem mit dem Pilz lösen.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp April 2023

Als ich das gefleckt blättrige Lungenkraut zum ersten Mal sah dachte ich mir: “Ja was denn nun? Bist du rosa oder blaublühend?“ Dabei ist die Pflanze nur höflich und erspart den Insekten einen zeitraubenden Besuch in einer „leeren“ Blüte. Je älter die einzelne Blüte wird, umso mehr wechselt die Farbe von rosa zu blau, das geschieht durch die Veränderung des pH-Wertes in der Blüte. Bei einer alten, blauen Blüte ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie bereits von einer Hummel oder langrüsseligen Wildbiene besucht worden ist. Die Insekten nehmen die blaue Farbe weniger gut wahr und fliegen deshalb nur die „frischen“ rosaroten an. Wir Menschen können uns aber auch noch an den blauen erfreuen. Wirklich sehr zuvorkommend. Wegen der unterschiedlichen Blütenfarben wird es in manchen Gegenden auch Brüderchen und Schwesterchen oder gar Hänsel und Gretel genannt.

Außerdem blüht das Lungenkraut ziemlich lange, je nach Witterung von März bis Mai. Danach schmücken seine grün-weißgefleckten Blätter die halbschattigen Beete. Dort lebt es gerne mit Schneeglöckchen, Märzenbechern, Schlüsselblumen , Primeln, Veilchen, Narzissen und vielen anderen Frühjahrsblühern zusammen. Wird es im Sommer zu heiß, zieht es ein. Durch einen frühzeitigen Rückschnitt könnte es zu einem Neuaustrieb angeregt werden. Ansonsten braucht es keine weiteren Pflegemaßnahmen.

Pulmonaria officinalis – seine lungenflügelähnliche Blattform gab ihm den Gattungsnamen Pulmonaria (lateinisch pulmo = Lunge). Der Artname officinalis weist daraufhin, dass es auch medizinisch genutzt wurde. Laut der mittelalterlichen Signaturenlehre soll es gegen Lungenleiden helfen. Kieselsäure, Saponine, Gerbstoffe und Schleimstoffe wirken hustenreiz- und entzündungshemmend.

Wie das Schneeglöckchen vermehrt sich das Lungenkraut auch mit Hilfe von Ameisen, die den Samen wegen des angehängten Ölkörperchens mitnehmen. Viel besser funktioniert die Vermehrung mit Hilfe des zarten Rhizoms. Langsam, aber sicher verbreitet es sich so unter Bäumen und Sträuchern. Und wenn es im Herbst von den herabfallenden Blättern bedeckt wird, reckt und streckt es sich im Frühjahr und wächst einfach durch das Laub hindurch. Das Laub zersetzt sich langsam unter der Pflanze und bildet so einen Mulm, der dem Lungenkraut ungemein zusagt.

Ist es mit seinem Standort nicht zufrieden, dann kann es Mehltau bekommen. Dann am besten nach der Blüte zurückschneiden und an eine andere Stelle verpflanzen. Dabei kann es auch gleich geteilt und weiterverschenkt werden.

Es gibt auch verschiedene Sorten, die nur rosa, weiß oder hellblau blühen, mit verschiedenen weißen Blattfarben, aber wer will sich schon auf eine Farbe beschränken, wenn er zwei zum gleichen Preis bekommt.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp März 2023

Es ist wieder so weit, der Frühling ist da. Und es drohen unerwartete Gefahren. An allen Ecken, unter Bäumen und auf Wiesen schieben sich kleine weiße Glöckchen aus dem Boden und infizieren uns mit Galanthophilie, kurz Schneeglöckchenmanie. Eine Art Geisteskrankheit, die uns dazu verleitet Hunderte von Euro für ein paar Zwiebelchen auszugeben. So geschehen bei der Sorte „Golden Fleece“, deren erste gezüchtete Zwiebel für 1390 Pfund verkauft wurde. Man bekommt dafür immerhin ein Schneeglöckchen mit gelben Flecken auf den drei äußeren und gelben Flecken auf den miteinander verwachsenen inneren Hüllblättern.

So teuer ist das heimische Galanthus nivalis nicht, aber ein paar hundert Euro sind auch hier je nach Färbung möglich. Von gekauften Zwiebeln sollte man sowieso die Finger lassen. Gefühlt vertrocknet die Schneeglöckchenzwiebel 2 Sekunden nach dem Verlassen des Erdreichs. Lagern ist schlicht nicht möglich. Das Schneeglöckchen ist eine Bettelpflanze, die man bei Gartlerfreunden erbettelt. Während und gleich nach dem Verblühen kann man die dicken Tuffs vorsichtig ausgraben und in kleinen Grüppchen schnellstens wieder eingraben. “In the Green“ nennen die Engländer diese Verpflanzungsmethode. Während der Sommerruhe lieben es die Zwiebeln ungestört. Ein Rumgraben und -hacken sollte man tunlichst unterlassen.  Eine weitere Vermehrungsart übernimmt die Natur selbst. An den Samenkörnern der kleinen Glöckchen hängt ein Ölkörperchen, das sogenannte fettreiche Elaiosom. Dieses Food to go wird von Ameisen eingesammelt und gefressen. Das Samenkorn, also die Verpackung, lassen sie irgendwo liegen und dort wächst dann ein neues Schneeglöckchen.

Man braucht sich auch keine Sorgen machen, dass die zarte Pflanze erfriert. Sie ist erstaunlich widerstandsfähig. Die in ihren Zwiebeln enthaltene Glukose wandelt sie in Glycerin um und lagert es in den Pflanzenzellen ein. Das schützt vor Kälte, und macht die Pflanze schwach giftig, was Fressfeinde abschreckt. Diese Stoffwechselvorgänge erwärmen zusätzlich den Boden um die Zwiebelchen.

Der botanische Gattungsname Galanthus kommt aus dem griechischen und nimmt Bezug auf die weiße Blütenfarbe, Gala heißt Milch und anthos  Blüte. Der Artname nivalis bedeutet schneeweiß. Gerne werden die Blüten von Insekten besucht.

Es gibt noch einige weitere Arten zum Beispiel das Galanthus elwesii. Das aus der Türkei stammende Glöckchen wird etwas höher und hat größere Blüten als unser Heimisches. Beide Arten kreuzen sich gerne und so entstehen die oben beschriebenen Schätze.

Und schon kann es geschehen und ein besonders außergewöhnlich gefärbtes Schneeglöckchen lässt uns schwach werden. Es besteht also höchste Vorsicht, sich nicht mit der Sucht nach ihnen zu infizieren und wenn wir der Schneeglöckchen-Manie entkommen sind, stehen die Leberblümchen schon in den Startlöchern. Passt auf euch auf, die Tulpenmanie 1630 bis 1637 lies einzelne Tulpenzwiebeln dreimal so teuer werden wie damals ein Haus  in Amsterdam kostete. Das Platzen der Preisblase war der erste Börsencrash. Gehen wir lieber zur Nachbarin betteln.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Februar 2023

Zum Glück sind unsere Winter viel milder geworden. So nachzulesen in der Gartenpraxis 11/2022, Seite 332, 1. Spalte. Wer schreibt sowas? In dem Artikel ging es um die Überwinterung von exotischen Pflanzen und dass die Überwinterung dieser Pflanzen durch die gestiegenen Energiekosten sehr teuer wäre und wie man denn diese Energie einsparen könnte. Und in diesem Zusammenhang fiel dieser glücklose Satz.

Ich frage mich, sind viele Gartler nur glücklich, wenn sie Orangen, Mimosen, Hanfpalmen etc. im Kübel verhätscheln dürfen? Und was halten die Igel von diesem Glück? Durch den milden Winter torkeln viele zu früh aus dem Winterschlaf. Wenn die Igel Glück haben, ist der Winter so mild, dass auch Schnecken, Dickmaulrüssler oder Zünsler schon wach sind und sie nicht verhungern müssen. Zum Glück können sich unsere Pflanzen nicht beschweren, wenn nun die Schädlinge schon im Januar über sie herfallen.

Und was halten Frost- und Kaltkeimer vom milden Winter? Zum Glück mag mein Mann sein Bier warm, weil in seinem Kühlschrankfach meine Anzuchtschalen mit all den Samen, die Kältereize zum Keimen brauchen, stehen.

Bei meinen Mitmenschen stoße ich Anfang Januar mit meinem Wunsch nach Schnee auf hysterische Panik. Waaaas, jetzt noch Schnee, Weihnachten ist doch vorbei und jetzt hab ich keinen Bock mehr auf Schneeräumen und ich will doch meine schönen Schuhe anziehen, wenn ich in nach dem Einkaufsbummel draußen Cappuccino schlürfe. Aber am Sudelfeld, da brauchen wir ihn dann für Apres-Ski, und wenn es keinen gibt, machen wir ihn. Während mir im Sommer meine Regenwasservorräte für meine Zucchinis und Gurken  ausgehen, wird munter bei viel zu warmen Wetter beschneit, was die Kanone hergibt. Zum Glück hats ihnen den dieses Jahr von der Piste gesuppt. Neee, das war kein Glück, das war Schadenfreude.

Ich kann mich noch gut an den tollsten Winter meines Lebens erinnern, 35 Grad minus und Schnee fast bis zur Hüfte.

Zum Glück gabs damals Winterstiefel, superwarme Anoraks, Handschuhe und Mützen. Zum Glück waren damals bauchfreie T-Shirts nicht modern, unsere Mütter hatten uns mit Unterhemden, die man bis über den Popo zog, ausgestattet.

Im gleichen Winter blieben wir 50 Meter vor der Haustüre in einer Schneewehe stecken. Zum Glück waren wir um 5 Uhr morgens noch wach, als der Schneepflug unser Auto ausgraben half. Abenteuerurlaub vor der Haustür und die Pflanzen waren unter der Schneedecke gut geschützt. Keine Kreuzfahrt in die Antarktis nötig und Pinguine gabs in Hellabrunn.

Was wird passieren, wenn die Winter noch milder werden? Mein Schwiegervater hat mir mal erzählt, dass es in Argentinien so warm ist, dass unsere Obstbäume dort nicht gedeihen. Apfelbäume brauchen Kältereize und Winterpausen um blühen und fruchten zu können. Zum Glück gibt’s Obst ja im Supermarkt, wenn es bei uns mal zu warm wird für Apfel, Birne und Co.

In 50 Jahren sollen die Sommertemperaturen bei regelmäßigen 40 Grad liegen. Zum Glück muss ich das nicht mehr erleben. Echt jetzt.

Allerdings soll sich dann auch das Ozonloch endgültig wieder schließen, das hätte ich gerne noch erlebt. Als in den 70gern das Ozonloch immer größer wurde, waren zum Glück alle wichtigen Entscheider weltweit so klug und verboten das FCKW einfach. Das gleiche mit dem sauren Regen und dem Waldsterben. Filteranlagen wurden zur Pflicht und die Ergebnisse gaben den Entscheidungen recht.

So viel Glück würde ich unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln auch wünschen, dann müssten sich die Gretas und Luisas nicht auf der Straße festkleben. Und Felix könnte in Ruhe seine Million Bäume pflanzen. Ist vielleicht eine doofe Methode, den Kartoffelbrei nicht zu Essen sondern auf Bilder zu schütten, aber ich glaube, dass viele junge Menschen echt besorgt sind über ihre Zukunft. Nicht jeder arbeitet gerne bei 40 Grad im Schatten und die wenigsten können den ganzen Sommer im Pool liegen.

Zum Glück haben wir alle die Möglichkeit unseren CO2 Ausstoß zu minimieren. Wir müssen unser Hirn einschalten, unser Ich-will-Verhalten hinterfragen und vielleicht auf manches verzichten, aber ich denke, wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig.

Viel Glück dabei eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Januar 2023

Die letzte Zeit gab es ja jede Menge Geschenke und manchmal wusste man ja nicht, was man so schenken sollte, weil ja eigentlich alle Alles haben. Aber da gäbe es schon noch was.

Stellt euch mal vor, ihr hättet jemand, der euch immer und zu jeder Zeit sagen könnte, wann die eine Pflanze links hinten im Beet blüht, wie oft man die die roten Taglilien gießen sollte oder wann der beste Zeitpunkt zum Teilen von Omas Pfingstrose ist, weil die Nachbarin so gerne einen Ableger hätte. Ja ich weiß, sowas gibt’s schon. Nennt sich Gärtner, oder Gärtnerin, je nachdem. Aber was glaubt ihr, was so ein Gärtner Unterhalt kostet. Durch den Aufenthalt im Freien braucht er viel zu Essen und Trinken und dann die teuren Arbeitshosen mit dem Vogel drauf.

Das kann man alles billiger haben. Mit einer App. Es gibt einige davon, auch kostenlose. Meine Freundin hat so eine auf ihrem Handy, also immer dabei.

Als erstes gibt man ein Bild der betreffenden Pflanze ein. Entweder selbst geknipst oder aus dem Internet. Dann kann man Höhe, Breite, Blütezeit, Blütenfarbe eingeben. Es sind auch mehrere Bilder, je nach Jahreszeit pro Pflanze möglich.

Außerdem besteht die Möglichkeit zu notieren, wann die Pflanze gedüngt, zurückgeschnitten oder verpflanzt werden muss oder kann.

Und was ich ganz gut fand, man kann die im Garten vorhandenen Beete eingeben. Zum Beispiel Terrassenbeet, Beet am Schuppen oder Beet am Teich etc…. und dann ordnet man seine Pflanzen den einzelnen Beeten zu. Besonders praktisch, wenn man in der Gärtnerei seines Vertrauens unterwegs ist und noch eine bestimmte Pflanze sucht beziehungsweise eine besonders hübsche Pflanze im Garten unterbringen möchte. Man hat alle Informationen parat und das Handy schleppt man ja sowieso meist mit sich herum. Und die selbstgemachten Bilder kann man an trüben Wintertagen optisch genießen.

Nach dem Kauf einer Pflanze gibt meine Freundin alle Informationen auf dem Pflanzenstecker in die App ein und so gehen sie nicht mehr verloren, weil die Pflanzenstecker ja auch nicht ewig halten. Weitere Auskünfte, etwa ob die Pflanze ausreichend winterhart ist, welchen PH-Wert sie benötigt oder ob sie essbar ist, ergänzt meine Freundin dann über das Internet.

Monatliche Aktionen wie düngen, Ernte, Rückschnitt oder Vermehrung kann man sich als Erinnerung anzeigen lassen.

Fragt sich nur, ob ich dann trotzdem noch so oft auf einen Kaffee eingeladen werde wie bisher.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Dezember 2022

Bei uns im Dorf herrscht das Prinzip „Tit for Tat“. Das kommt aus dem englischen. Man könnte es mit „Wie du mir, so ich dir“ übersetzen. Nur auf eine durch und durch positive Art. Bringst du mir einen Eimer Birnen, revanchiere ich mich mit einem Eimer Nüsse. Mein Mann mäht mit dem Rasentraktor ein winziges Stück Rasen bei der Nachbarin. Sie steht pünktlich jeden Herbst mit Rotwein, Selbstgebackenem oder Selbstgehäkeltem vor der Tür. Ein wunderbares System.

Letzten Herbst stand zum Beispiel mein anderer Nachbar in der Hofeinfahrt und pustet mit seinem Laubbläser unsere Einfahrt frei. Irgendwas von du hast doch für mich……. Der Rest ging im Laubbläserorkan unter. Nun war ich sehr erfreut, denn Laub im Kies rechen ist nervig. Aber gleichzeitig ist der Laubbläser ein Gerät, dass ich mir nicht kaufen kann. Das wäre, als ob der Tenor Jonas Kauffmann in Bayreuth Playback singen würde oder Picasso hätte Filzstifte benutzt.

Laubrechen ist für mich eine meditative Tätigkeit. Wenn die Kinder im Herbst nicht allein draußen sein wollten, meine Anwesenheit direkt im Sandkasten aber auch nicht erwünscht war, da schnappte ich mir den Laubrechen und legte große Laubhügel an, die oft postwendend von den Kindern wieder zerstört wurden. Wer kann es ihnen verdenken, schlurfe ich ja auch sehr gern durch die raschelnden Blätter.

Während die Kastanienblätter wegen der Miniermotte einer thermischen Verwertung zugeführt werden, verteile ich die Eichen- und Walnussblätter unter den Rhododendron und Hortensien. Die kommen mit den sauren, sich sehr langsam zersetzenden Blättern gut klar. Die Hainbuchenblätter bleiben zum Teil unter dem Baum, dort wächst Waldmeister, der damit kein Problem hat und die Blätter auf dem Rasen, dort müssen sie unbedingt entfernt werden, weil sonst die Gräser absterben, die kehre ich unter das Spielehäuschen meiner Enkeltöchter. Diese warten schon ungeduldig auf die Horden von Igeln, die es sich darin gemütlich machen sollen. Ich dagegen freue mich auf die Berge von Laubkompost, wenn das Häuschen mal abgebaut wird, weil die Mädels dafür zu groß sind. Die Blätter meines Spitzahorns bleiben auf dem unbefestigten Weg darunter liegen und bilden das neue Mulchmaterial für ein Jahr. Und unter den Linden wachsen Storchschnabel, Elfenblumen und Steinsame, diese Stauden sind geniale Laubschlucker.

So weit funktioniert mein Laubmanagement ganz gut und laubrechend meditieren, mach ich immer noch gern, wenn auch ein wenig langsamer als in früheren Jahren. Aber der Kies! Ich überlege schon seit Tagen, was ich denn meinem Nachbarn Gutes tun könnte, damit er mal wieder mit seinem Laubbläser vorbeikommt. Aber ich glaub, ich warte besser auf einen kräftigen Wind, ist ja schließlich die „staade“ Zeit.

In diesem Sinne eine friedvolle Zeit und bis zum nächsten Jahr    

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp November 2022

Schreib doch mal was über Pilze wurde ich vor kurzem ermuntert. Ach je ausgerechnet Pilze. Vom Gärtnerischen her kenn ich nur Mehltaupilze, Welkepilze, Schimmelpilze, Sternrußtau, Rosenrost …, also Pilze stehen gleich nach den Schnecken auf der Feindesliste des Gärtners weit oben.

Wenn ich mich allerdings an die Statusbilder der letzten Wochen so erinnere, hübsch sind sie ja schon, die krausen Glucken, Fliegenpilze, Boviste, Champignons oder Steinpilze. Natürlich dürfen sie im Herbst meinen Garten verschönern. Und wenn sie ihre Hüte bei mir auf der Kiesfläche aus dem Boden bohren, das nötigt mir schon Respekt ab.  Und sie riechen einfach wunderbar nach Herbst.

Wobei das, was wir da sehen ja gar nicht der Pilz ist, sondern nur der Fruchtkörper. Das eigentliche Lebewesen, das sogenannte Myzel befindet sich unterirdisch im Boden und dort kann es gigantische Ausmaße annehmen. Der größte Pilz ist angeblich ein Hallimasch in Oregon, in den vereinigten Staaten. Seine Ausdehnung beträgt 9 Quadratkilometer (etwa 1200 Fußballfelder). Durch ihre unterirdische Lebensweise können sie keine Fotosynthese betreiben, deshalb gehen sie mit Pflanzenwurzeln anderer Pflanzen eine Symbiose ein. Das ist eine eheähnliche Gemeinschaft, nur mit weniger Stress. Die Pflanze liefert Traubenzucker, den sie bei der Photosynthese herstellt. Im Gegenzug stellt der Pilz der Pflanze Stickstoff und Phosphor zur Verfügung. Diese Nährstoffe entstehen, wenn der Pilz z.B. Totholz abbaut.

Manche Pilze wachsen nur in der Umgebung bestimmter Pflanzen. Wie Pfifferling und Weißtanne oder Birkenröhrling und Birken. Unsere heimischen Orchideen leben ebenfalls eng in Gemeinschaft mit Pilzen. Deshalb sterben sie ab, wenn sie in der freien Natur ausgegraben werden. Züchter „impfen“ das Pflanzsubstrat mit dem entsprechenden Pilz. Nur so entstehen verkaufsfähige Pflanzen.

Na ja und dann könnte man sie ja auch noch essen also diesen oberirdischen Fruchtkörper. Sie enthalten viele Spurenelemente wie Kalzium, Zink, Magnesium, Mangan und manche sogar Vitamine. Leider reichern sich in Pilzen Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber an und seit Tschernobyl auch radioaktives Caesium. Dann gibt es zu fast jedem Speisepilz einen Giftigen, mit dem er verwechselt werden kann, und beim Schopftintling kann nach seinem Verzehr ein Verdauungsschnaps zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen. Pilze essen ist für mich eher eine Mutprobe denn ein Genuss, deshalb verzichte ich darauf. Allenfalls Trüffel mag ich in homöopathischen Dosen. Trüffel leben mit Eichen und Haseln in Symbiose und seit einigen Jahren kann man in speziellen Baumschulen etwa zweijährige Pflanzen erwerben, deren Wurzeln mit Trüffelpilzen geimpft sind. Nach frühestens 7 Jahren kann man mit Ertrag rechnen. Der Erwerb eines Trüffelhundes, wahlweise Trüffelschwein ist dann wohl angeraten.       

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Oktober 2022

Kennengelernt habe ich Regina, da war sie erst wenige Wochen alt. Der Lehrer meiner Tochter fragte mich, ob ich nicht ein Baby wüsste, dessen Weinen wir aufnehmen könnten, um das Krippenspiel realistisch zu gestalten. Also machte ich mich mit dem Kassettenrecorder auf zur Familie Haindl und wartete bis Regina Hunger bekam. Dass sie mal Karriere machen würde, war ab da klar.

Einige Jahre später erzählte sie mir, dass sie nach dem Fachabitur einen „Grünen Beruf“ erlernen möchte. Ihre Gesellenprüfung zur Staudengärtnerin legte sie mit 1,5 ab und die Berufsschule sogar mit 1,0. Das Ministerium für Bildung und Forschung hat sie daraufhin für ein Stipendium vorgeschlagen. Und da Floristin auch ein Berufswunsch war hat sie sich in der Bildungsstätte für Gartenbau in Grünberg für den Floristik-Grundkurs beworben.

Über die Flower Art Academie kann sie nun ein international anerkanntes Zertifikat-Designer of Floral Arts erwerben. Sieben Wochen Theorie in Grünberg und 13 Wochen Praxis in der Gärtnerei Mayrhofer in Landshut.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Sie steht für eine zukunftsorientierte Branche, die ganz besonders für eine intakte Umwelt und gegen die Klimaveränderungen arbeiten.

Ihren Berufswunsch auf der Fachoberschule durchzusetzen war schwierig. Ihr Wirtschaftslehrer wollte ihr das Praktikum in der Staudenschule nicht genehmigen.  Er hat das Karrierepotenzial als Gärtnerin wohl nicht erkannt.

Für Regina ist Karriere sowieso nicht auf der Lohnabrechnung zu erkennen. Für sie ist Karriere Erfahrungen, die man sammelt, Fachwissen, dass man erlernt, Freude, die man bei der Arbeit empfindet, und vor allem zwischenmenschliche Kontakte, die sich im Leben ergeben. Als Gärtnerin und Floristin verkauft man nämlich auch Emotionen und nicht nur Pflanzen.

Reginas größte Freude ist es, Kunden zu beraten, die beim Einkauf unsicher sind und dann glücklich und zufrieden mit einem Korb Pflanzen nach Hause fahren.

Und dann kann sie ja noch Karriere im Kreisverband machen. Beisitzerin ist sie ja schon.

Servus eure
Gitti

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