Gitti’s Gartentipp November 2021

Liquidambar styraciflua oder noch besser Metasequoia glyptostroboides.

Nein – das sind keine Zaubersprüche aus Harry Potter. Hier handelt es sich um die botanischen Namen vom Amberbaum und dem Urweltmammutbaum. Und da sind wir schon mittendrin im Thema. Bitte nie und unter keinen Umständen von lateinischen Namen sprechen. Es stimmt, viele Namen haben ihren Ursprung im lateinischen, aber wir Gärtner sprechen hier von botanischen Namen.

Ein Beispiel, der Feldahorn = Acer campestre 

 Beide Namen stammen aus dem lateinischen. Acer heißt übersetzt Ahorn und campestre auf dem Feld wachsend. Es gibt aber auch Namen, die aus dem Griechischen stammen.

Eine nette Mischung ist der Winterling = Eranthis hyemalis. Aus dem griechischen kommt die Vorsilbe Er. Sie bedeutet Frühling, anthos kommt ebenfalls aus dem griechischen und heißt Blume und hyemalis kommt aus dem lateinischen und heißt winterlich. Also eine winterliche Frühlingsblume oder besser eine Blume die zwischen Spätwinter und Frühling erscheint.

Und wer denkt sich sowas aus???

Der Herr hieß Carl Nilsson Linnaeus und lebte in Schweden. 20 Jahre schrieb er an seiner Species plantarum (lat. = Pflanzenarten). Darin wollte er alle bekannten Pflanzenarten beschreiben. Und zwar „nur“ mit 2 Namen. Das sollte genügen meinte er. Einen Gattungsnamen (immer großgeschrieben) und einem Artnamen (immer klein geschrieben). Siehe oben: Acer campestre. Acer ist der Gattungsname und campestre ist der Artname. Und weil es damals üblich war, dass gebildete Leute nicht nur ihre Muttersprache sprachen, sondern auch noch Latein oder Griechisch und vielleicht noch Französisch, verfasste er sein Werk in Latein. Im Jahr 1753 wurde sein Werk veröffentlich und weil er noch einige kluge Bücher geschrieben hat und zum Beispiel auch Professor an der Universität von Uppsala war, bekam er vom schwedischen König ein „von“ für seinen Namen und durfte sich fortan Carl von Linne nennen. Geboren war die Binäre Nomenklatur.

Na, und für was ist sie jetzt gut diese Binäre Nomenklatur? Außer dass sich Generationen von GärtnerAZUBIs damit rumschlagen müssen.

Erstmal wurde dadurch ein großes Durcheinander sortiert, da viele Botaniker die Pflanzen so beschrieben wie sie das für gut befanden und da gab es für ein und dieselbe Pflanze oft mehrere Namen.

Bei Wikipedia findet man für den Acer campestre 124 Namen. Und das sind nur die deutschsprachigen. Das ist nicht weiter wichtig, aber wenn ich eine bestimmte Pflanze erwerben möchte, dann bekomme ich mit dem botanischen Namen genau das was ich möchte. Der Feldahorn wird zum Beispiel, laut Wikipedia, auch als Erle oder Bergahorn bezeichnet und das sind ja andere Bäume.

Viele große Baumschulen, mit denen wir Landschaftsgärtner zusammenarbeiten, haben ihre Produktionsflächen in Norddeutschland und da gibt es ja schon grundsätzlich eine Sprachbarriere…. aber botanisch, da verstehen wir uns perfekt.

Bei einem Urlaub in Frankreich habe ich ein Arboretum (lat. = Baumsammlung) besucht. Ich habe mich wie daheim gefühlt, da alle Namen botanisch angegeben waren. Ich war rundum begeistert. Ein Gärtner kann sich auf der ganzen Welt mit einem anderen Gärtner „unterhalten“, wenn es nur um Pflanzen geht.

Ja und last but not least ( engl. = nicht zuletzt) genießen wir Gärtner es auch ein bisschen mit den botanischen Namen um uns zu werfen, wenn wir sie denn endlich erlernt haben.

In diesem Sinne werde ich dann mal Abies procera `Glauca‘ schneiden gehen. Für den Adventskranz. Moment mal!  Doch noch ein dritter Name? Was bedeutet denn dieses   `Glauca‘???   Ja, dazu komm ich das nächste Mal.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.