Gitti’s Gartentipp September 2023

Der etwas andere Rasen

Ich sehe schon, wie viele von euch die Stirn runzeln. Braucht man Rasen? Wäre eine Blumenwiese nicht viel besser? Grundsätzlich – ja. Aber von vorne.

Unser Rasen war vor 40 Jahren noch eine Kuhweide. Wegen meiner Gräserallergie mähte mein Mann sie nach Auszug der Kühe immer kurz ab, um die Gräser am Blühen zu hindern. Das war dann unser Rasen, auf dem die Kinder auch Fußball, Frisbee und Federball spielten und die Sonnenliegen aufgestellt wurden. Auf Gießen in heißen Sommern haben wir damals schon verzichtet. Wasser, vor allem Trinkwasser erschien uns als dekadente Verschwendung. Genauso wie zusätzlicher Dünger. Wir mähten in kurzen Abständen und ließen den Grasschnitt auf der Fläche liegen. So wurde der Rasen mit Stickstoff gedüngt.

Im Sommer trocknete der Rasen oft stark aus und einige Gräser starben komplett ab. Im Herbst besserten wir diese Flächen mit Grassamen wieder aus.

In den letzten Jahren haben wir unsere Pflegemaßnahmen verändert. Wir sammeln den Grasschnitt ein und kompostieren ihn. Dadurch magerte die Fläche ab und viele Pflanzen, die kaum Dünger benötigen breiteten sich aus. Heute wachsen auf unserem Rasen Gänseblümchen, Löwenzahn, Schafgarbe, wilder Frauenmantel, Klee, Spitzwegerich, Wiesenpippau, Günsel, Braunelle, Wiesenschaumkraut, ….

Wenn eine dieser Pflanzen blüht, lassen wir Inseln stehen und mähen diese erst nach 3 bis 4 Wochen, wenn die Pflanzen verblüht sind. Die meisten dieser Pflanzen vermehren sich durch Ausläufer und das Mähen macht ihnen nichts aus. Bei Pflanzen, wie zum Beispiel die Margariten, die sich auch versamen, werden die Inseln erst später gemäht.

Im Sommer ist unser Rasen ziemlich braun. Auch wenn wir ihn vor Hitzephasen nicht so kurz mähen, trocknet er trotzdem stark aus. Wässern kommt  natürlich nicht in Frage. Aber das ist kein Problem. Etwa eine Woche Regen und die Fläche ist wieder schön grün. Die Pflanzen (siehe oben) die auf der Fläche leben, regenerieren sich von allein und das herbstliche Ausbessern ist nicht mehr nötig. Wir tolerieren die braune Fläche und stellen uns einfach vor, wir wären auf dem Campingplatz in Süditalien.

Auf unserem Rasen tummeln sich viele Insekten und das ist auch für meine Enkeltöchter kein Problem. Wir haben sie für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln sensibilisiert und die „Fußballfläche“ wird kurz gemäht. Sie wechselt halt des Öfteren, je nachdem, was grade wo blüht. Und Insektenstiche sind kein großes Thema.

Unser „Rasen“ ist fit für den Klimawechsel. Und Moos darf übrigens auch drin wachsen, aber das ist eine andere Geschichte.      

Servus eure
Gitti

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