Gitti’s Gartentipp September 2022

Als Azubi war ich auf einer Baustelle in München zum Unkraut jäten eingeteilt. Gut es gibt spannenderes für Landschaftsgärtner als mannshohe Melde, tiefwurzelnden Löwenzahn oder in Sträuchern verwobene Zaunwinde aus Pflanzflächen zu rupfen. Aber die Pflege gehört halt mal mit zur Stellenbeschreibung. Aber dann kam eine nicht mehr ganz junge Frau mit einem genervten Knaben vorbei. Offensichtlich eine Oma die ihren Enkel von der Schule abgeholt hatte. „Siehst du“, nörgelte die Oma, „so ist das, wenn man nicht lernt, dann muss man sein Geld auf diese Weise verdienen!“

Kurz war ich versucht das fragwürdiges Erziehungskonzept der Frau zu torpedieren und ihrem Enkel von meinem Abiturabschluss zu erzählen, aber dann dacht ich mir ach was lass sie dumm sterben. Man wird nicht Gärtner, weil man zu dumm für „anständige“ Berufe ist.

Wir Gärtner leiden oft unter diesem Vorurteil. Deshalb neigen wir dazu mit botanischen Namen und sonstigen Fremdwörtern um uns zu werfen. Zum Beispiel, der „Invasive Neophyt“. Invasiv kommt aus dem Lateinischen und heißt einfallen, eindringen.  „Neo“ kommt aus dem Griechischen und heißt neu, frisch. Und die Silbe „phyt“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet vereinfacht Pflanze.

Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet die nach 1492 (Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus) vor allem aus der Neuen Welt nach Europa eingeführt wurden. Zum Beispiel Tomaten, Mais oder Kartoffeln. Mit Invasiven Neophyten sind also die Pflanzen aus anderen Kontinenten gemeint, die in Europa regelrecht eindringen, es erobern und sich unkontrolliert ausbreiten und vor allem heimische Pflanzen verdrängen, die dann unseren heimischen Insekten nicht mehr zur Verfügung stehen.

Zum Beispiel das Springkraut oder der Schmetterlingsflieder. Sie sind aus den Hausgärten ausgebrochen und vermehren sich unkontrolliert. Auch die kanadische Goldrute gehört dazu. 

Das Ganze funktioniert auch andersherum. Geranium robertianum, das bei uns heimische Rupprechtskraut, wurde nach Nordamerika eingeschleppt und gilt dort als Invasiver Neophyt.

Viele Pflanzen werden von unseren Insekten inzwischen auch angenommen, aber zum Beispiel die Ambrosia, durch Vogelfutter verbreitet, stellt eine große Gefahr dar. Ihre Pollen führen bei vielen Menschen zu schweren allergischen Reaktionen. Oder das Herkuleskraut, das sich momentan im Landkreis wieder ausbreitet. Es ist phototoxisch (ha schon wieder so ein schönes Wort) und führt bei Berührungen in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen.

Als Gärtner tragen wir die Verantwortung die Ausbreitung solcher Pflanzen einzuschränken. Durch rechtzeitigen Rückschnitt vor der Samenreife, Verzicht, solche Pflanzen im Garten zu verwenden, Aufklärung unserer Mitmenschen und vor allem durch frühzeitiges Jäten.

Servus eure
Gitti

Diesen Beitrag gibt es auch als PDF zum Download.