Gitti’s Gartentipp Dezember 2022

Bei uns im Dorf herrscht das Prinzip „Tit for Tat“. Das kommt aus dem englischen. Man könnte es mit „Wie du mir, so ich dir“ übersetzen. Nur auf eine durch und durch positive Art. Bringst du mir einen Eimer Birnen, revanchiere ich mich mit einem Eimer Nüsse. Mein Mann mäht mit dem Rasentraktor ein winziges Stück Rasen bei der Nachbarin. Sie steht pünktlich jeden Herbst mit Rotwein, Selbstgebackenem oder Selbstgehäkeltem vor der Tür. Ein wunderbares System.

Letzten Herbst stand zum Beispiel mein anderer Nachbar in der Hofeinfahrt und pustet mit seinem Laubbläser unsere Einfahrt frei. Irgendwas von du hast doch für mich……. Der Rest ging im Laubbläserorkan unter. Nun war ich sehr erfreut, denn Laub im Kies rechen ist nervig. Aber gleichzeitig ist der Laubbläser ein Gerät, dass ich mir nicht kaufen kann. Das wäre, als ob der Tenor Jonas Kauffmann in Bayreuth Playback singen würde oder Picasso hätte Filzstifte benutzt.

Laubrechen ist für mich eine meditative Tätigkeit. Wenn die Kinder im Herbst nicht allein draußen sein wollten, meine Anwesenheit direkt im Sandkasten aber auch nicht erwünscht war, da schnappte ich mir den Laubrechen und legte große Laubhügel an, die oft postwendend von den Kindern wieder zerstört wurden. Wer kann es ihnen verdenken, schlurfe ich ja auch sehr gern durch die raschelnden Blätter.

Während die Kastanienblätter wegen der Miniermotte einer thermischen Verwertung zugeführt werden, verteile ich die Eichen- und Walnussblätter unter den Rhododendron und Hortensien. Die kommen mit den sauren, sich sehr langsam zersetzenden Blättern gut klar. Die Hainbuchenblätter bleiben zum Teil unter dem Baum, dort wächst Waldmeister, der damit kein Problem hat und die Blätter auf dem Rasen, dort müssen sie unbedingt entfernt werden, weil sonst die Gräser absterben, die kehre ich unter das Spielehäuschen meiner Enkeltöchter. Diese warten schon ungeduldig auf die Horden von Igeln, die es sich darin gemütlich machen sollen. Ich dagegen freue mich auf die Berge von Laubkompost, wenn das Häuschen mal abgebaut wird, weil die Mädels dafür zu groß sind. Die Blätter meines Spitzahorns bleiben auf dem unbefestigten Weg darunter liegen und bilden das neue Mulchmaterial für ein Jahr. Und unter den Linden wachsen Storchschnabel, Elfenblumen und Steinsame, diese Stauden sind geniale Laubschlucker.

So weit funktioniert mein Laubmanagement ganz gut und laubrechend meditieren, mach ich immer noch gern, wenn auch ein wenig langsamer als in früheren Jahren. Aber der Kies! Ich überlege schon seit Tagen, was ich denn meinem Nachbarn Gutes tun könnte, damit er mal wieder mit seinem Laubbläser vorbeikommt. Aber ich glaub, ich warte besser auf einen kräftigen Wind, ist ja schließlich die „staade“ Zeit.

In diesem Sinne eine friedvolle Zeit und bis zum nächsten Jahr    

Servus eure
Gitti

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