Archiv der Kategorie: Gitti’s Gartentipps


In diesem Blog gibt unsere Vorsitzende
Brigitte Murla Gartentipps.

Gitti’s Gartentipp Februar 2023

Zum Glück sind unsere Winter viel milder geworden. So nachzulesen in der Gartenpraxis 11/2022, Seite 332, 1. Spalte. Wer schreibt sowas? In dem Artikel ging es um die Überwinterung von exotischen Pflanzen und dass die Überwinterung dieser Pflanzen durch die gestiegenen Energiekosten sehr teuer wäre und wie man denn diese Energie einsparen könnte. Und in diesem Zusammenhang fiel dieser glücklose Satz.

Ich frage mich, sind viele Gartler nur glücklich, wenn sie Orangen, Mimosen, Hanfpalmen etc. im Kübel verhätscheln dürfen? Und was halten die Igel von diesem Glück? Durch den milden Winter torkeln viele zu früh aus dem Winterschlaf. Wenn die Igel Glück haben, ist der Winter so mild, dass auch Schnecken, Dickmaulrüssler oder Zünsler schon wach sind und sie nicht verhungern müssen. Zum Glück können sich unsere Pflanzen nicht beschweren, wenn nun die Schädlinge schon im Januar über sie herfallen.

Und was halten Frost- und Kaltkeimer vom milden Winter? Zum Glück mag mein Mann sein Bier warm, weil in seinem Kühlschrankfach meine Anzuchtschalen mit all den Samen, die Kältereize zum Keimen brauchen, stehen.

Bei meinen Mitmenschen stoße ich Anfang Januar mit meinem Wunsch nach Schnee auf hysterische Panik. Waaaas, jetzt noch Schnee, Weihnachten ist doch vorbei und jetzt hab ich keinen Bock mehr auf Schneeräumen und ich will doch meine schönen Schuhe anziehen, wenn ich in nach dem Einkaufsbummel draußen Cappuccino schlürfe. Aber am Sudelfeld, da brauchen wir ihn dann für Apres-Ski, und wenn es keinen gibt, machen wir ihn. Während mir im Sommer meine Regenwasservorräte für meine Zucchinis und Gurken  ausgehen, wird munter bei viel zu warmen Wetter beschneit, was die Kanone hergibt. Zum Glück hats ihnen den dieses Jahr von der Piste gesuppt. Neee, das war kein Glück, das war Schadenfreude.

Ich kann mich noch gut an den tollsten Winter meines Lebens erinnern, 35 Grad minus und Schnee fast bis zur Hüfte.

Zum Glück gabs damals Winterstiefel, superwarme Anoraks, Handschuhe und Mützen. Zum Glück waren damals bauchfreie T-Shirts nicht modern, unsere Mütter hatten uns mit Unterhemden, die man bis über den Popo zog, ausgestattet.

Im gleichen Winter blieben wir 50 Meter vor der Haustüre in einer Schneewehe stecken. Zum Glück waren wir um 5 Uhr morgens noch wach, als der Schneepflug unser Auto ausgraben half. Abenteuerurlaub vor der Haustür und die Pflanzen waren unter der Schneedecke gut geschützt. Keine Kreuzfahrt in die Antarktis nötig und Pinguine gabs in Hellabrunn.

Was wird passieren, wenn die Winter noch milder werden? Mein Schwiegervater hat mir mal erzählt, dass es in Argentinien so warm ist, dass unsere Obstbäume dort nicht gedeihen. Apfelbäume brauchen Kältereize und Winterpausen um blühen und fruchten zu können. Zum Glück gibt’s Obst ja im Supermarkt, wenn es bei uns mal zu warm wird für Apfel, Birne und Co.

In 50 Jahren sollen die Sommertemperaturen bei regelmäßigen 40 Grad liegen. Zum Glück muss ich das nicht mehr erleben. Echt jetzt.

Allerdings soll sich dann auch das Ozonloch endgültig wieder schließen, das hätte ich gerne noch erlebt. Als in den 70gern das Ozonloch immer größer wurde, waren zum Glück alle wichtigen Entscheider weltweit so klug und verboten das FCKW einfach. Das gleiche mit dem sauren Regen und dem Waldsterben. Filteranlagen wurden zur Pflicht und die Ergebnisse gaben den Entscheidungen recht.

So viel Glück würde ich unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln auch wünschen, dann müssten sich die Gretas und Luisas nicht auf der Straße festkleben. Und Felix könnte in Ruhe seine Million Bäume pflanzen. Ist vielleicht eine doofe Methode, den Kartoffelbrei nicht zu Essen sondern auf Bilder zu schütten, aber ich glaube, dass viele junge Menschen echt besorgt sind über ihre Zukunft. Nicht jeder arbeitet gerne bei 40 Grad im Schatten und die wenigsten können den ganzen Sommer im Pool liegen.

Zum Glück haben wir alle die Möglichkeit unseren CO2 Ausstoß zu minimieren. Wir müssen unser Hirn einschalten, unser Ich-will-Verhalten hinterfragen und vielleicht auf manches verzichten, aber ich denke, wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig.

Viel Glück dabei eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Januar 2023

Die letzte Zeit gab es ja jede Menge Geschenke und manchmal wusste man ja nicht, was man so schenken sollte, weil ja eigentlich alle Alles haben. Aber da gäbe es schon noch was.

Stellt euch mal vor, ihr hättet jemand, der euch immer und zu jeder Zeit sagen könnte, wann die eine Pflanze links hinten im Beet blüht, wie oft man die die roten Taglilien gießen sollte oder wann der beste Zeitpunkt zum Teilen von Omas Pfingstrose ist, weil die Nachbarin so gerne einen Ableger hätte. Ja ich weiß, sowas gibt’s schon. Nennt sich Gärtner, oder Gärtnerin, je nachdem. Aber was glaubt ihr, was so ein Gärtner Unterhalt kostet. Durch den Aufenthalt im Freien braucht er viel zu Essen und Trinken und dann die teuren Arbeitshosen mit dem Vogel drauf.

Das kann man alles billiger haben. Mit einer App. Es gibt einige davon, auch kostenlose. Meine Freundin hat so eine auf ihrem Handy, also immer dabei.

Als erstes gibt man ein Bild der betreffenden Pflanze ein. Entweder selbst geknipst oder aus dem Internet. Dann kann man Höhe, Breite, Blütezeit, Blütenfarbe eingeben. Es sind auch mehrere Bilder, je nach Jahreszeit pro Pflanze möglich.

Außerdem besteht die Möglichkeit zu notieren, wann die Pflanze gedüngt, zurückgeschnitten oder verpflanzt werden muss oder kann.

Und was ich ganz gut fand, man kann die im Garten vorhandenen Beete eingeben. Zum Beispiel Terrassenbeet, Beet am Schuppen oder Beet am Teich etc…. und dann ordnet man seine Pflanzen den einzelnen Beeten zu. Besonders praktisch, wenn man in der Gärtnerei seines Vertrauens unterwegs ist und noch eine bestimmte Pflanze sucht beziehungsweise eine besonders hübsche Pflanze im Garten unterbringen möchte. Man hat alle Informationen parat und das Handy schleppt man ja sowieso meist mit sich herum. Und die selbstgemachten Bilder kann man an trüben Wintertagen optisch genießen.

Nach dem Kauf einer Pflanze gibt meine Freundin alle Informationen auf dem Pflanzenstecker in die App ein und so gehen sie nicht mehr verloren, weil die Pflanzenstecker ja auch nicht ewig halten. Weitere Auskünfte, etwa ob die Pflanze ausreichend winterhart ist, welchen PH-Wert sie benötigt oder ob sie essbar ist, ergänzt meine Freundin dann über das Internet.

Monatliche Aktionen wie düngen, Ernte, Rückschnitt oder Vermehrung kann man sich als Erinnerung anzeigen lassen.

Fragt sich nur, ob ich dann trotzdem noch so oft auf einen Kaffee eingeladen werde wie bisher.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Dezember 2022

Bei uns im Dorf herrscht das Prinzip „Tit for Tat“. Das kommt aus dem englischen. Man könnte es mit „Wie du mir, so ich dir“ übersetzen. Nur auf eine durch und durch positive Art. Bringst du mir einen Eimer Birnen, revanchiere ich mich mit einem Eimer Nüsse. Mein Mann mäht mit dem Rasentraktor ein winziges Stück Rasen bei der Nachbarin. Sie steht pünktlich jeden Herbst mit Rotwein, Selbstgebackenem oder Selbstgehäkeltem vor der Tür. Ein wunderbares System.

Letzten Herbst stand zum Beispiel mein anderer Nachbar in der Hofeinfahrt und pustet mit seinem Laubbläser unsere Einfahrt frei. Irgendwas von du hast doch für mich……. Der Rest ging im Laubbläserorkan unter. Nun war ich sehr erfreut, denn Laub im Kies rechen ist nervig. Aber gleichzeitig ist der Laubbläser ein Gerät, dass ich mir nicht kaufen kann. Das wäre, als ob der Tenor Jonas Kauffmann in Bayreuth Playback singen würde oder Picasso hätte Filzstifte benutzt.

Laubrechen ist für mich eine meditative Tätigkeit. Wenn die Kinder im Herbst nicht allein draußen sein wollten, meine Anwesenheit direkt im Sandkasten aber auch nicht erwünscht war, da schnappte ich mir den Laubrechen und legte große Laubhügel an, die oft postwendend von den Kindern wieder zerstört wurden. Wer kann es ihnen verdenken, schlurfe ich ja auch sehr gern durch die raschelnden Blätter.

Während die Kastanienblätter wegen der Miniermotte einer thermischen Verwertung zugeführt werden, verteile ich die Eichen- und Walnussblätter unter den Rhododendron und Hortensien. Die kommen mit den sauren, sich sehr langsam zersetzenden Blättern gut klar. Die Hainbuchenblätter bleiben zum Teil unter dem Baum, dort wächst Waldmeister, der damit kein Problem hat und die Blätter auf dem Rasen, dort müssen sie unbedingt entfernt werden, weil sonst die Gräser absterben, die kehre ich unter das Spielehäuschen meiner Enkeltöchter. Diese warten schon ungeduldig auf die Horden von Igeln, die es sich darin gemütlich machen sollen. Ich dagegen freue mich auf die Berge von Laubkompost, wenn das Häuschen mal abgebaut wird, weil die Mädels dafür zu groß sind. Die Blätter meines Spitzahorns bleiben auf dem unbefestigten Weg darunter liegen und bilden das neue Mulchmaterial für ein Jahr. Und unter den Linden wachsen Storchschnabel, Elfenblumen und Steinsame, diese Stauden sind geniale Laubschlucker.

So weit funktioniert mein Laubmanagement ganz gut und laubrechend meditieren, mach ich immer noch gern, wenn auch ein wenig langsamer als in früheren Jahren. Aber der Kies! Ich überlege schon seit Tagen, was ich denn meinem Nachbarn Gutes tun könnte, damit er mal wieder mit seinem Laubbläser vorbeikommt. Aber ich glaub, ich warte besser auf einen kräftigen Wind, ist ja schließlich die „staade“ Zeit.

In diesem Sinne eine friedvolle Zeit und bis zum nächsten Jahr    

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp November 2022

Schreib doch mal was über Pilze wurde ich vor kurzem ermuntert. Ach je ausgerechnet Pilze. Vom Gärtnerischen her kenn ich nur Mehltaupilze, Welkepilze, Schimmelpilze, Sternrußtau, Rosenrost …, also Pilze stehen gleich nach den Schnecken auf der Feindesliste des Gärtners weit oben.

Wenn ich mich allerdings an die Statusbilder der letzten Wochen so erinnere, hübsch sind sie ja schon, die krausen Glucken, Fliegenpilze, Boviste, Champignons oder Steinpilze. Natürlich dürfen sie im Herbst meinen Garten verschönern. Und wenn sie ihre Hüte bei mir auf der Kiesfläche aus dem Boden bohren, das nötigt mir schon Respekt ab.  Und sie riechen einfach wunderbar nach Herbst.

Wobei das, was wir da sehen ja gar nicht der Pilz ist, sondern nur der Fruchtkörper. Das eigentliche Lebewesen, das sogenannte Myzel befindet sich unterirdisch im Boden und dort kann es gigantische Ausmaße annehmen. Der größte Pilz ist angeblich ein Hallimasch in Oregon, in den vereinigten Staaten. Seine Ausdehnung beträgt 9 Quadratkilometer (etwa 1200 Fußballfelder). Durch ihre unterirdische Lebensweise können sie keine Fotosynthese betreiben, deshalb gehen sie mit Pflanzenwurzeln anderer Pflanzen eine Symbiose ein. Das ist eine eheähnliche Gemeinschaft, nur mit weniger Stress. Die Pflanze liefert Traubenzucker, den sie bei der Photosynthese herstellt. Im Gegenzug stellt der Pilz der Pflanze Stickstoff und Phosphor zur Verfügung. Diese Nährstoffe entstehen, wenn der Pilz z.B. Totholz abbaut.

Manche Pilze wachsen nur in der Umgebung bestimmter Pflanzen. Wie Pfifferling und Weißtanne oder Birkenröhrling und Birken. Unsere heimischen Orchideen leben ebenfalls eng in Gemeinschaft mit Pilzen. Deshalb sterben sie ab, wenn sie in der freien Natur ausgegraben werden. Züchter „impfen“ das Pflanzsubstrat mit dem entsprechenden Pilz. Nur so entstehen verkaufsfähige Pflanzen.

Na ja und dann könnte man sie ja auch noch essen also diesen oberirdischen Fruchtkörper. Sie enthalten viele Spurenelemente wie Kalzium, Zink, Magnesium, Mangan und manche sogar Vitamine. Leider reichern sich in Pilzen Schwermetalle wie Kadmium, Blei und Quecksilber an und seit Tschernobyl auch radioaktives Caesium. Dann gibt es zu fast jedem Speisepilz einen Giftigen, mit dem er verwechselt werden kann, und beim Schopftintling kann nach seinem Verzehr ein Verdauungsschnaps zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen. Pilze essen ist für mich eher eine Mutprobe denn ein Genuss, deshalb verzichte ich darauf. Allenfalls Trüffel mag ich in homöopathischen Dosen. Trüffel leben mit Eichen und Haseln in Symbiose und seit einigen Jahren kann man in speziellen Baumschulen etwa zweijährige Pflanzen erwerben, deren Wurzeln mit Trüffelpilzen geimpft sind. Nach frühestens 7 Jahren kann man mit Ertrag rechnen. Der Erwerb eines Trüffelhundes, wahlweise Trüffelschwein ist dann wohl angeraten.       

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Oktober 2022

Kennengelernt habe ich Regina, da war sie erst wenige Wochen alt. Der Lehrer meiner Tochter fragte mich, ob ich nicht ein Baby wüsste, dessen Weinen wir aufnehmen könnten, um das Krippenspiel realistisch zu gestalten. Also machte ich mich mit dem Kassettenrecorder auf zur Familie Haindl und wartete bis Regina Hunger bekam. Dass sie mal Karriere machen würde, war ab da klar.

Einige Jahre später erzählte sie mir, dass sie nach dem Fachabitur einen „Grünen Beruf“ erlernen möchte. Ihre Gesellenprüfung zur Staudengärtnerin legte sie mit 1,5 ab und die Berufsschule sogar mit 1,0. Das Ministerium für Bildung und Forschung hat sie daraufhin für ein Stipendium vorgeschlagen. Und da Floristin auch ein Berufswunsch war hat sie sich in der Bildungsstätte für Gartenbau in Grünberg für den Floristik-Grundkurs beworben.

Über die Flower Art Academie kann sie nun ein international anerkanntes Zertifikat-Designer of Floral Arts erwerben. Sieben Wochen Theorie in Grünberg und 13 Wochen Praxis in der Gärtnerei Mayrhofer in Landshut.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Vor ein paar Tagen bekam ich nun ein Bild von ihr geschickt. Über Instagramm hat sie erfahren, dass der Zentralverband für Gartenbau (ZVG) und der Fachverband deutscher Floristen (FDF) die Blumenfee 2022/23 suchen. Sie hat sich beworben und auf dem Gartenbautag in Erfurt wurde sie inthronisiert und repräsentiert nun für ein Jahr den Gartenbau und die Floristen als Botschafterin beider Berufsgruppen.

Sie steht für eine zukunftsorientierte Branche, die ganz besonders für eine intakte Umwelt und gegen die Klimaveränderungen arbeiten.

Ihren Berufswunsch auf der Fachoberschule durchzusetzen war schwierig. Ihr Wirtschaftslehrer wollte ihr das Praktikum in der Staudenschule nicht genehmigen.  Er hat das Karrierepotenzial als Gärtnerin wohl nicht erkannt.

Für Regina ist Karriere sowieso nicht auf der Lohnabrechnung zu erkennen. Für sie ist Karriere Erfahrungen, die man sammelt, Fachwissen, dass man erlernt, Freude, die man bei der Arbeit empfindet, und vor allem zwischenmenschliche Kontakte, die sich im Leben ergeben. Als Gärtnerin und Floristin verkauft man nämlich auch Emotionen und nicht nur Pflanzen.

Reginas größte Freude ist es, Kunden zu beraten, die beim Einkauf unsicher sind und dann glücklich und zufrieden mit einem Korb Pflanzen nach Hause fahren.

Und dann kann sie ja noch Karriere im Kreisverband machen. Beisitzerin ist sie ja schon.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp September 2022

Als Azubi war ich auf einer Baustelle in München zum Unkraut jäten eingeteilt. Gut es gibt spannenderes für Landschaftsgärtner als mannshohe Melde, tiefwurzelnden Löwenzahn oder in Sträuchern verwobene Zaunwinde aus Pflanzflächen zu rupfen. Aber die Pflege gehört halt mal mit zur Stellenbeschreibung. Aber dann kam eine nicht mehr ganz junge Frau mit einem genervten Knaben vorbei. Offensichtlich eine Oma die ihren Enkel von der Schule abgeholt hatte. „Siehst du“, nörgelte die Oma, „so ist das, wenn man nicht lernt, dann muss man sein Geld auf diese Weise verdienen!“

Kurz war ich versucht das fragwürdiges Erziehungskonzept der Frau zu torpedieren und ihrem Enkel von meinem Abiturabschluss zu erzählen, aber dann dacht ich mir ach was lass sie dumm sterben. Man wird nicht Gärtner, weil man zu dumm für „anständige“ Berufe ist.

Wir Gärtner leiden oft unter diesem Vorurteil. Deshalb neigen wir dazu mit botanischen Namen und sonstigen Fremdwörtern um uns zu werfen. Zum Beispiel, der „Invasive Neophyt“. Invasiv kommt aus dem Lateinischen und heißt einfallen, eindringen.  „Neo“ kommt aus dem Griechischen und heißt neu, frisch. Und die Silbe „phyt“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet vereinfacht Pflanze.

Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet die nach 1492 (Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus) vor allem aus der Neuen Welt nach Europa eingeführt wurden. Zum Beispiel Tomaten, Mais oder Kartoffeln. Mit Invasiven Neophyten sind also die Pflanzen aus anderen Kontinenten gemeint, die in Europa regelrecht eindringen, es erobern und sich unkontrolliert ausbreiten und vor allem heimische Pflanzen verdrängen, die dann unseren heimischen Insekten nicht mehr zur Verfügung stehen.

Zum Beispiel das Springkraut oder der Schmetterlingsflieder. Sie sind aus den Hausgärten ausgebrochen und vermehren sich unkontrolliert. Auch die kanadische Goldrute gehört dazu. 

Das Ganze funktioniert auch andersherum. Geranium robertianum, das bei uns heimische Rupprechtskraut, wurde nach Nordamerika eingeschleppt und gilt dort als Invasiver Neophyt.

Viele Pflanzen werden von unseren Insekten inzwischen auch angenommen, aber zum Beispiel die Ambrosia, durch Vogelfutter verbreitet, stellt eine große Gefahr dar. Ihre Pollen führen bei vielen Menschen zu schweren allergischen Reaktionen. Oder das Herkuleskraut, das sich momentan im Landkreis wieder ausbreitet. Es ist phototoxisch (ha schon wieder so ein schönes Wort) und führt bei Berührungen in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen.

Als Gärtner tragen wir die Verantwortung die Ausbreitung solcher Pflanzen einzuschränken. Durch rechtzeitigen Rückschnitt vor der Samenreife, Verzicht, solche Pflanzen im Garten zu verwenden, Aufklärung unserer Mitmenschen und vor allem durch frühzeitiges Jäten.

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp August 2022

Schon der 4. August und noch kein Gartentipp in Sicht. Was soll ich denn meinen Gartlerkollegen raten? De facto gibt es keinen Garten mehr. Gartenfrust statt Gartenlust. Wenn ich in den frühen Abendstunden mit Gießkannen bewaffnet, um wenigstens die Gemüsehochbeete zu retten, in den Garten gehe, verströmt er einen Hauch von Toskana Ende August. Staubtrocken, braun, die Wiese mit raschelndem Laub bedeckt und Hitze verströmend – nur ohne Meer halt.

Keine Gies-Strategie kann meine Pflanzen retten, wenn die Umgebungsluft fast 40 °C hat und der rotlaubige Fächerahorn praktisch verdampft.

Heute in den Radionachrichten die Meldung, dass in München eine 50jährige Robinie so ganz ohne Grund einfach umgefallen ist. Ha! Ohne Grund. Wenn ich meinen Mann in ein gut gefülltes Bierzelt auf dem Oktoberfest setze, links und rechts 2 Kumpels Marke Gewichtheber und in 16 Tagen bekommt er 2 Maß Bier, dann fällt der auch von der Bank. Wenn er denn nicht zwischen den Gewichthebern eingezwickt ist.

Was ich damit sagen will, ein Baum mit intensivem Wurzelsystem in eine Baumgrube mit 3 Kubikmeter Inhalt und einem trockenen Klima wie seit etwa 2003 (für mich einer der ersten Horror-Hitze-Sommer) dahinvegetieren lassen???? Was erwarte ich von dem, dass er munter Sauerstoff für uns produziert und hübsch am Straßenrand steht??? Es ist zu befürchten, dass nun die Rufe nach vorsorglichen Fällaktionen laut werden. Dabei ist jeder Baum, ja jede Pflanze eine Hilfe das heiße Stadtklima ein wenig abzukühlen.

Gerade habe ich im hintersten Winkel in einem Trog noch etwas Regenwasser gefunden. Damit gieße ich meine Rhododendren der Sorten „Brigitte“ und „Blue Peter“. Leitungswasser würde sie genauso eingehen lassen wie die Hitze. So haben sie jetzt noch 25 Liter Gnadenfrist. Immerhin solls morgen regnen. Nur Wo???

Das traurige an der Situation, selbst wenn wir ab sofort so klimaneutral wie irgendwie leben, die positiven Auswirkungen werde ich nicht mehr Erleben. In frühestens 50 bis 60 Jahren würde sich das Klima wieder drehen. Aber mich würde ja die Hoffnung für unsere Nachkommen schon trösten.

Mein Mann holt jedenfalls Angebote bei Brunnenbauern, Zisternenherstellern und Bewässerungsanlagenbauern ein. Volles Programm.

Ich will die nächsten 20 Jahre nur ungern auf Phlox und Co. Verzichten. Ich werde stattdessen weniger baden, Wäsche waschen … Naja meine sozialen Kontakte würden wahrscheinlich weniger werden, aber das sind wir ja seit Corona gewöhnt …

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Juli 2022

In meinem Garten blüht zurzeit eine Staude, von der weiß ich nicht genau wie sie heißt und auch nicht, ob ich sie gekauft oder geschenkt bekommen habe. Das irritiert mich immer etwas, ich habe da mehrere Kandidaten, die nicht genau bestimmbar sind. Was mache ich, wenn ein Besucher kommt und den Namen wissen will und ich kann nur mit den Schultern zucken. Das knabbert an meiner Berufsehre.

Die besagte Pflanze logierte in meinem Garten unter Riesenalant. Vor kurzem brachte mich ein Artikel in der „Gartenpraxis“ dazu diese Namensgebung zu überdenken. Das Adjektiv riesig passt zwar sehr gut zu ihr – sie wird deutlich über 1,50 m hoch – aber laut den Bildern in besagter Zeitung handelt es sich eher um den Großblütigen Scheinalant oder korrekter die Telekie. Dafür sprechen die herzförmigen, teilweise mehr als 30 cm großen Blätter. Ganz typisch für die Telekie ist, dass ihre Blätter den Stängel umfassen. Und im Gegensatz zum echten Alant ist die Blattunterseite nicht behaart.

Von Juni bis August blüht sie mit großen orangegelben Blüten, die deutlich ihre Zugehörigkeit zur Familie der Asteraceae (Korbblütler) anzeigen.

Trotz ihrer Höhe ist sie sehr standfest und liegt auch nach schweren Gewittern nicht im Beet herum. Sie toleriert bei mir im Garten auch leicht schattige Plätze, fühlt sich aber in der Sonne wohler. Und dort ist sie bei Schmetterlingen und Bienen sehr begehrt.

Laut Internet sollte der Boden nicht austrocknen. Bei mir im Garten hat sie aber die letzten heißen Sommer gut weggesteckt. Wahrscheinlich wegen des leicht schattigen Standortes.

Die Telekie macht eine gute Figur als Leitpflanze im Beethintergrund. Sie unterdrückt Nachbarn durch ihren mächtigen Wuchs, deshalb eignen sich besonders frühblühende Pflanzen wie Schneeglöckchen oder Lungenkraut, die nach der Blüte einziehen zur Unterpflanzung.

Die Pflanze vermehrt sich durch Samen oder Teilung des Rhizoms im Frühjahr. Wer die Samenvermehrung eingrenzen will sollte die Blütenstände im Herbst rechtzeitig abschneiden. Allerdings sind diese auch während des Winters eine Zierde im Garten. Dann muss man im Frühjahr unerwünschte Sämlinge jäten. Ein kritischer Blick über den Gartenzaun sollte auch die Ausbreitung außerhalb des Gartens minimieren. Offiziell steht sie unter Beobachtung, da noch nicht sicher ist, ob sie als invasiver Neophyt eingestuft werden sollte.

Da im Internet auf mögliche Allergien hingewiesen wird, sollte man sich im Einzelnen überlegen, ob diese Pflanze zum Gärtner passt.     

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Juni 2022

Was machen sie gegen Blattläuse? Das war eine der Fragen bei meiner mündlichen Gärtner Gesellenprüfung. Diese Frage wird mir aber auch auf diversen Grill-, Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern gestellt, wenn ich so unvorsichtig war zu erzählen, dass ich Gärtnerin bin.

Meine Antwort bei der Prüfung war:

  1. Chemisch durch ein Insektizid namens Spruzit
  2. Biologisch durch Brennnesselbrühe oder Schmierseife
  3. Mechanisch durch Zerdrücken oder mit einem scharfen Wasserstrahl abspülen

Meine Prüfer waren zufrieden. Ein Mitprüfling kam weniger glimpflich davon. Sie antwortete, dass für sie nur Brennnesselbrühe in Frage käme. Die Prüfer wollten daraufhin genau wissen, wieviel Gramm Brennnessel man für 1 l Brühe benötigt, wenn die Brühe eine 2% Konzentration erfordert. Man sollte immer überlegen was man denn genau antwortet. Meine Antwort auf besagten Feiern wäre nämlich ehrlicherweise: NICHTS. GAR NICHTS

Auf einer Gartenpfleger-Weiterbildung habe ich nämlich gelernt, dass Blattläuse z.B. von Meisen gefressen werden. Das habe ich auch schon persönlich beobachtet. Oder von Wespen. Richtig gehört. Eine Freundin hatte einen jungen Zwetschgenbaum, der wirklich enorm von Blattläusen befallen war. Durch das Saugen der Läuse verkrüppeln die jungen Triebe. Deshalb war ein Eingreifen dringend nötig.

Nach Nennung der obigen 3 Punkte beschlossen wir einen Versuch mit Brennnesselbrühe zu machen. Nach der etwa 3-wöchigen Herstellungsdauer fanden wir allerdings keine Läuse mehr. Da erinnerte ich mich, dass ich bei der ersten Besichtigung jede Menge unterschiedliche gelb-schwarz gestreifte Insekten gesehen hatte. Und dazu konnten wir bei der 2. Besichtigung viele Marienkäferlarven identifizieren. Man sollte also der Natur einfach vertrauen und ihr Zeit geben sich selbst zu regulieren. Die verkrüppelten Zweige haben wir zurückgeschnitten und im Folgejahr hat es sich ausgewachsen.

In manchen Notfällen, wenn eine besonders schöne Rosenknospe mit Blattläusen übersät ist greife ich mit einem alten Handschuh bewaffnet zur mechanischen Methode und streife die Läuse vom Stiel ab. (ich weiß, Gärtner sind grausam). Eine ganz coole Methode (falls kein Handschuh in der Nähe ist): man kann die Rosenknospe mit dem Finger anschnipsen – in Bayern sagt man Hirnbazl dazu. Durch den Schwung, den die Knospe bekommt, fliegen die Läuse zu Boden und das überleben die allermeisten nicht.

Bei einer Freundin habe ich diesen „Trick“ mal ganz cool vorgezeigt. Mein Hirnbazl war leider ein wenig zu fest, deshalb flog die Knospe gleich den Läusen hinterher. Furchtbar peinlicher Moment.      

Servus eure
Gitti

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Gitti’s Gartentipp Mai 2022

Heute treffen wir uns mit dem Kreisfachberater des Landkreises Erding Michael Klinger. Mal schaun was er uns zum Thema Gartenzertifizierung zu erzählen hat.

Anmerkung des Redakteurs: das Bild stammt aus dem Jahr 2016 (!)

Brigitte: Griaß di Michael, jetzt geht’s ja dann bald los mit der Gartenzertifizierung.  Eine Initiative des Bayrischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege, der LWG, Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landesvereinigung Gartenbau Bayern. Kannst du uns mal erklären, um was es dabei geht?

Michael: Griaß di Brigitte, ja gern. Bei der Naturgartenzertifizierung sollen Gartenanlagen ausgezeichnet werden, die mehr als grün sind. Im Garten soll für Insekten und Vögel ein Paradies sein, in dem sie Futter und Nistplätze finden. Dazu gehört zum Beispiel auch ein wildes Eck, in dem nicht alles ordentlich aufgeräumt ist, wie Totholz- oder Steinehaufen. Und auch mal der eine oder andere Quadratmeter Brennnessel.

Brigitte: Und da fahren wir dann hin und wenn s an guten Kaffee gibt dann Daumen hoch oder wie?

Michael: Nein natürlich liegts nicht am Kaffee. Es gibt genaue Vorgaben auf einem Bewertungsbogen. Da sind, wie zum Beispiel das wilde Eck auch klar vorgegeben, dass möglichst viele verschiedene Blühpflanzen und heimische Sträucher im Garten vorhanden sein sollen. Bei Pflanzerde soll auf Torf verzichtet werden und auch ein paar Gemüsebeete wären von Vorteil, daran erkennt man wie wichtig dem Gartenbesitzer gesunde Ernährung ist und auf diese Weise schont man auch das Klima, da der Transportweg aus dem eigenen Garten einfach der kürzeste ist.

Brigitte: Dann darf in so einem Naturgarten natürlich auch kein Roundup oder ähnliche chemische Pflanzenschutzmittel verwendet werden?

Michael: Ja auf keinen Fall. Das Zulassen von Wildkraut gibt explizit Punkte.

Brigitte: Ich hab gelesen, dass im Bewertungsbogen auch Punkte für meine geliebten Laubbäume gibt?

Michael: Richtig, Laubbäume sind wichtig, da sie in heißen Sommern die Umgebungsluft kühlen. Im Winter, ohne Blätter kommen die Sonnenstrahlen durch. Im Gegensatz zu immergrünen Gehölzen. Aber es muss ja nicht gleich ein riesiger Baum sein. Auch Großsträucher oder kleine Obstbäume erfüllen diesen Zweck. Hauptsache ungefüllte Blüten. Nur diese führen Nektar und Pollen und sind so insektenfreundlich.

Brigitte: Und was bekommt man dann, wenn die Prüfung bestanden ist?

Michael: Eine tolle Plakette für den Gartenzaun und vor allem das Wissen, dass der eigene Garten ein gesunder Lebensraum für alle Lebewesen ist.

Brigitte: Ja und wir hoffen dann, dass möglichst viele Nachbarn auch so eine Plakette wollen und ihren Garten nach den Naturgartenrichtlinien bewirtschaften.

Vielen Dank Michael für das Interview und ich freu mich schon auf die Zertifizierung.

Übrigens, wer mitmachen möchte findet auf der Webseite www.gartenbauvereine.org Hinweise zum richtigen Ansprechpartner. Oder man wendet sich an seinen örtlichen Gartenbauverein oder den Kreisfachberater seines Landkreises.

Servus eure
Gitti

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