Gitti’s Gartentipp März 2023

Es ist wieder so weit, der Frühling ist da. Und es drohen unerwartete Gefahren. An allen Ecken, unter Bäumen und auf Wiesen schieben sich kleine weiße Glöckchen aus dem Boden und infizieren uns mit Galanthophilie, kurz Schneeglöckchenmanie. Eine Art Geisteskrankheit, die uns dazu verleitet Hunderte von Euro für ein paar Zwiebelchen auszugeben. So geschehen bei der Sorte „Golden Fleece“, deren erste gezüchtete Zwiebel für 1390 Pfund verkauft wurde. Man bekommt dafür immerhin ein Schneeglöckchen mit gelben Flecken auf den drei äußeren und gelben Flecken auf den miteinander verwachsenen inneren Hüllblättern.

So teuer ist das heimische Galanthus nivalis nicht, aber ein paar hundert Euro sind auch hier je nach Färbung möglich. Von gekauften Zwiebeln sollte man sowieso die Finger lassen. Gefühlt vertrocknet die Schneeglöckchenzwiebel 2 Sekunden nach dem Verlassen des Erdreichs. Lagern ist schlicht nicht möglich. Das Schneeglöckchen ist eine Bettelpflanze, die man bei Gartlerfreunden erbettelt. Während und gleich nach dem Verblühen kann man die dicken Tuffs vorsichtig ausgraben und in kleinen Grüppchen schnellstens wieder eingraben. “In the Green“ nennen die Engländer diese Verpflanzungsmethode. Während der Sommerruhe lieben es die Zwiebeln ungestört. Ein Rumgraben und -hacken sollte man tunlichst unterlassen.  Eine weitere Vermehrungsart übernimmt die Natur selbst. An den Samenkörnern der kleinen Glöckchen hängt ein Ölkörperchen, das sogenannte fettreiche Elaiosom. Dieses Food to go wird von Ameisen eingesammelt und gefressen. Das Samenkorn, also die Verpackung, lassen sie irgendwo liegen und dort wächst dann ein neues Schneeglöckchen.

Man braucht sich auch keine Sorgen machen, dass die zarte Pflanze erfriert. Sie ist erstaunlich widerstandsfähig. Die in ihren Zwiebeln enthaltene Glukose wandelt sie in Glycerin um und lagert es in den Pflanzenzellen ein. Das schützt vor Kälte, und macht die Pflanze schwach giftig, was Fressfeinde abschreckt. Diese Stoffwechselvorgänge erwärmen zusätzlich den Boden um die Zwiebelchen.

Der botanische Gattungsname Galanthus kommt aus dem griechischen und nimmt Bezug auf die weiße Blütenfarbe, Gala heißt Milch und anthos  Blüte. Der Artname nivalis bedeutet schneeweiß. Gerne werden die Blüten von Insekten besucht.

Es gibt noch einige weitere Arten zum Beispiel das Galanthus elwesii. Das aus der Türkei stammende Glöckchen wird etwas höher und hat größere Blüten als unser Heimisches. Beide Arten kreuzen sich gerne und so entstehen die oben beschriebenen Schätze.

Und schon kann es geschehen und ein besonders außergewöhnlich gefärbtes Schneeglöckchen lässt uns schwach werden. Es besteht also höchste Vorsicht, sich nicht mit der Sucht nach ihnen zu infizieren und wenn wir der Schneeglöckchen-Manie entkommen sind, stehen die Leberblümchen schon in den Startlöchern. Passt auf euch auf, die Tulpenmanie 1630 bis 1637 lies einzelne Tulpenzwiebeln dreimal so teuer werden wie damals ein Haus  in Amsterdam kostete. Das Platzen der Preisblase war der erste Börsencrash. Gehen wir lieber zur Nachbarin betteln.

Servus eure
Gitti

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